Nachrichten Detailansicht

Rundbrief des Bundesvorsitzenden, Ulrich Weigeldt, am 21.12.2020

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn ein Jahr zu Ende geht, beginnt die Zeit der Rückblicke. Zu sagen, gibt es viel. Sie und Ihre Mitarbeitenden haben Außergewöhnliches geleistet in 2020 – Ihr Engagement, Ihre Kreativität, Ihr Eifer waren ausschlaggebend dafür, dass unser Gesundheitssystem nicht an seine Grenzen geriet. In zahl­reichen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Medien habe ich diese Leis­tungen hervorgehoben. Würde dieser Brief allerdings auf all Ihre Verdienste eingehen, würden Sie ihn sicherlich zur Seite legen und denken: Ich weiß selbst, was ich in diesem Jahr geleistet habe – was hat mein Verband für mich erreicht?

Politik

Man könnte meinen, dass in diesem Jahr viel von der Politik hintangestellt wurde, schließlich drehte und dreht sich ja alles um die Pandemie. Dem ist aber nicht so. Zahlreiche Entwürfe zu Gesetzen und Verordnungen landeten auf unserem Tisch, mit Namen, die nichts mehr mit den Inhalten zu tun haben und nur noch geübten Scrabble-Spielern eine Freude bereiten, wie zum Beispiel „Gesund­heitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz“ etc. Wir haben in mehr als zehn Stellungnahmen die hausärztliche Sicht auf Themen wie Digitalisierung, Notfall- und Palliativversorgung, aber natürlich auch Corona eingebracht. Dadurch konnten wir viele praxisnahe Lösungen mitgestalten und (oft noch wichtiger) unpraktikable Regelungen abwenden.

Etwa die im Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG) – mit 141 Seiten nicht nur ein Beispiel dafür, wie lange die Gesetzestitel in 2020 waren – geplante Regelung, laut der Arztpraxen ihre Patientinnen und Patienten bei Fragen und Problemen zur elektronischen Patientenakte aufklären sollten. Das müssen zukünftig die Krankenkassen machen – deren Vertreter hatten damals die Kosten gescheut und ver­sucht, die Aufgabe an die Ärztinnen und Ärzte abzuschieben. Auch hinsichtlich der telefonischen AU trafen wir auch zu Hochzeiten der Pandemie immer wieder auf Widerstand und es mussten viele Telefonate geführt und Briefe versendet werden, bis wir wiederholt eine Verlängerung erreichen konnten. Zwar besteht der G-BA noch immer auf die zeitliche Begrenzung, wir werden das Thema aber nicht so schnell ad acta legen! Ähnliches gilt für die eAU, um deren Verschiebung wir lange gekämpft haben. Im ersten Schritt erfolgreich: Die Frist wurde auf den 1. Oktober 2021 verlängert. Doch auch hier wird noch einiges an Stehvermögen notwendig sein! Mit dem Referentenentwurf für die neue Approbationsordnung sind wir endlich auch mit den Maßnahmen des Masterplans Medizin­studium 2020 auf der Zielgeraden! Vieles sieht darin schon gut aus, wir werden den Prozess aber noch bis zur Unterschrift weiterbegleiten!

Verband

Durch die Corona-Pandemie musste auch in unserem Verband vieles angepasst und neugedacht werden, sodass wir weiterhin bestmöglich für Sie da sein konnten und auch der Kontakt zu Selbst­verwaltung, Politik und Presse nicht abbrach. Das Gegenteil war der Fall! Der Hausärzteverband, Bundes- wie Landesverbände, hat sich 2020 wie seine Mitglieder als äußerst leistungsfähig erwiesen. Wir sind ein starker Verband, der auch von den Medien gut wahrgenommen wird und freuen uns, dass unsere Arbeit auch in diesem Jahr neue Mitglieder davon überzeugt hat, uns beizutreten!

Unser Hausärztetag im September fand unter verschärften Hygienemaßnahmen statt, sodass die Delegierten für die so wichtigen Diskussionen zusammentreffen und klare politische Forderungen artikulieren konnten. Die Feierlichkeiten zu unserem 60. Geburtstag mussten wir dagegen absagen, konnten allerdings mit einer Chronik der Verbandsgeschichte diese wichtigen Jahrzehnte Revue passieren lassen (Interessierte finden diese auf unserer Homepage).

Die Hausarztzentrierte Versorgung mit ihrer praxisorientierten Struktur hat auch während der Pandemie gezeigt, wie krisenfest sie ist. Und dank der Flexibilität unseres Institutes für hausärztliche Fortbildung (IHF) konnten viele Fortbildungen für Hausärztinnen, Hausärzte und ihre Praxismitar­beitenden, auch dank der konsequenten Nutzung digitaler Möglichkeiten, weiterhin stattfinden.

Ausblick

Die Pandemie wird uns auch ins nächste Jahr hinein noch begleiten. Aktuell sind wir beispielsweise mit der Politik in engem Kontakt hinsichtlich der COVID-19-Schutzimpfungen. Wir betonen dabei unablässig, dass Ihnen und Ihren Mitarbeitenden auf keinen Fall die Priorisierung aufgedrückt werden darf! Das heißt: Keine Atteste; keine Diskussionen mit zum Teil wildfremden Menschen, die bevorzugt werden wollen; keine Absagen an langjährige Patienten, weil sie vielleicht ein Jahr zu jung sind oder eine Krankheit zu wenig haben. Das können die Hausarztpraxen nicht leisten!

Solange der Impfstoff zudem in so geringen Mengen vorhanden ist, sollte die Priorisierung unbedingt klar und transparent kommuniziert werden und keinesfalls – wie aktuell bei den FFP2-Masken für über 60-Jährige – zu viel Nachfrage auf zu wenig Angebot hervorrufen. Daher ist die Forderung des Hausärzteverbandes, in der ersten Impfphase vorrangig in den Alten- und Pflegeheimen zu impfen – und das schließt Bewohnerinnen und Bewohner wie auch (alle!) Mitarbeitenden ein.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, auf diesen kleinen Einblick für Sie in die Aktivitäten des Verbandes will ich mich zunächst beschränken. Nun bleibt mir noch, Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen – trotz aller Einschränkungen! Viel Erholung, gute Gesundheit und eine ordentliche Portion des für uns Hausärztinnen und Hausärzte so typischen Optimismus!

Mit kollegialen Grüßen

Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender